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Psychoanalytisches Kolloquium – früher Seminar zur Psychoanalyse in Institutionen / Forschungskolloquium

  Irgend einmal wird das Gewissen der Gesellschaft erwachen und sie mahnen, dass der Arme ein ebensolches Anrecht auf seelische Hilfeleistung hat wie bereits jetzt auf lebensrettende chirurgische. Und dass die Neurosen die Volksgesundheit nicht minder bedrohen als die Tuberkulose ... Dann werden also Anstalten oder Ordinationsinstitute errichtet werden, an denen psychoanalytisch ausgebildete Ärzte angestellt sind ... (Sigmund Freud, 1919, S. 192–193).

Die Psychoanalyse entstand in einer dialogischen Beziehung zwischen behandelnder Person und einzelnen Kranken in der Privatpraxis. Rasch weitete sie sich zu einer Theorie der menschlichen Psyche, ihrer Entwicklung und gesellschaftlichen Bedingtheit aus und fand Eingang in die verschiedensten wissenschaftlichen und therapeutischen Bereiche.

Seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts wurden zahlreiche Versuche unternommen, die Erkenntnisse der Psychoanalyse in psychiatrischen und pädagogischen Institutionen zu nutzen und sie im Rahmen dieser Arbeit weiter zu entwickeln. Zwischen den an die institutionellen Gegebenheiten angepassten Behandlungsstrategien und den Einsichten und Vorgehensweisen der Psychoanalyse entstand ein Spannungsfeld, das für beide Seiten eine fortwährende Herausforderung darstellt.

Diese Thematik an Hand der Literatur und der eigenen Erfahrungen der Teilnehmer zu reflektieren, ist Gegenstand und Ziel des Seminars. Die Teilnehmer sind auf unterschiedlichen Feldern tätig: psychiatrische Klinik, externer psychiatrischer Dienst, Beratungsstelle, Wohnheim, freie Praxis usw. Diese Vielfalt erlaubt einen fruchtbaren Austausch über die Möglichkeiten und Grenzen psychoanalytischer Arbeit in dem jeweiligen konkreten institutionellen Kontext.


  In der Psychoanalyse bestand von Anfang ein Junktim zwischen Heilen und Forschen ... (Sigmund Freud, 1927, S. 293).
 
  Aber alles in allem, wenn ich den Kreis der Menschen betrachte, von denen ich wusste, dass sie Freud nahestanden, meine ich offen sagen zu können, dass wir nichts sehnlicher wünschten als die Wissenschaft fortschreiten zu sehen, dass wir nach neuen Ideen Ausschau hielten und nicht nur bereit waren, sie willkommen zu heissen, sondern dass wir gierig darauf waren, in der Hoffnung, dass es einem von uns vielleicht vergönnt sein würde, eine neue Idee von Bedeutung zu produzieren, die unsere Wissenschaft voranbringen würde (Robert Waelder, 1973, S. 30).
 
  Nicht nur bietet die therapeutische Situation einmalige Gelegenheiten zur systematischen empirischen Beobachtung psychischer Prozesse in der Breite und Tiefe, sondern das Ziel der psychoanalytischen Therapie ist dem Wesen nach identisch mit dem Ziel der Wissenschaft: den Bewusstseinshorizont auszudehnen und die Domäne des Ichs in Bezug auf Erkenntnis und Freiheit zu erweitern (Heinz Kohut, 1973, S. 25).

Die Institutsleitung erachtet es als wichtig für die Ausbildung, dass bereits Kandidatinnen und Kandidaten sich wissenschaftlich betätigen und nach Möglichkeit einzeln und gemeinsam verfasste Arbeiten in Form von Vorträgen oder Publikationen einem erweiterten Publikum vorstellen. Die Referentinnen und Referenten – Personen in Ausbildung und andere Institutsmitglieder – orientieren die Anwesenden nicht nur über ihre aktuelle wissenschaftliche Tätigkeit, sondern erhalten ihrerseits von den Teilnehmern Anregungen für die weitere Bearbeitung ihres Themas. Das Forschungskolloquium ist auch ein Ort, an dem wir Kontakte zu Berufskolleginnen und -kollegen ausserhalb des Instituts für Psychoanalyse (IfP) pflegen. Mehrmals jährlich laden wir Gäste ein, ihre Forschung mit uns zu diskutieren.



Freud, S. (1919), Wege der psychoanalytischen Therapie. Gesammelte
   Werke
, 12:181–194. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag, 1972.
Freud, S. (1927), Nachwort zur «Frage der Laienanalyse». Gesammelte
   Werke
, 14:287–296. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag, 1976.
Kohut, H. (1973), Psychoanalysis in a Troubled World. In: The Annual
   of Psychoanalysis. A Publication of the Chicago Institute for
   Psychoanalysis, Volume I
, herausgegeben von einem Komitee. New
   York: Quadrangle/The New York Times Book Company, S. 3–25.
Waelder, R. (1973), Sigmund Freud Centennial Lecture. In: The Annual
   of Psychoanalysis. A Publication of the Chicago Institute for
   Psychoanalysis, Volume I
, herausgegeben von einem Komitee.
   New York: Quadrangle/The New York Times Book Company, S.
   26–35.



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